Reisefreund: Das Wendland am Rande der Lüneburger Heide
Waren Sie schon einmal im Wendland – dem Landstrich der runden Dörfer, der mit der Kulturellen Landpartie jährlich tausende Besucher anzieht und für seinen Widerstand gegen Atomkraft bekannt ist? Es liegt dort, wo, von Halle aus gesehen, Sachsen-Anhalt endet und Niedersachsen beginnt, bildet den östlichen Rand der Lüneburger Heide und wird vom Landkreis Lüchow-Dannenberg verwaltet, der bis an die Elbe reicht.
Zu den wendländischen Attraktionen zählen die Rundlingsdörfer, die auf ihre Aufnahme in die Welterbeliste der UNESCO warten, Fachwerkhäuser wie auf der Altstadtinsel von Hitzacker und natürlich die Natur. Der öffentliche Nahverkehr ist allerdings stark ausbaufähig. Sofern Sie nicht mit dem Auto von Dorf zu Dorf fahren möchten, erkunden sie die Region am besten mit dem Fahrrad; wandern und reiten geht auch.
Radfahren im Wendland – von Rundling zu Rundling
In der überwiegend flachen, bis hügeligen Landschaft des Naturparks Elbhöhen-Wendland, auf den Radwegen, alten Kirchsteigen und wenig befahrenen Landstraßen lässt es sich gut radeln. Sie können ganz nach eigenem Ermessen losfahren oder Sie folgen einer der thematischen Routen, zum Beispiel der Wendland-Tour, der Vogelkieker-Tour oder der Rundlings-Tour.
Radwanderer auf dem Elberadweg durchqueren eh ein schönes Stück Wendland und wer auf der Deutschen Fachwerkstraße unterwegs ist, kommt nach Dannenberg, Hitzacker und Lüchow. Egal ob Sie eine der ausgeschilderten Radtouren im Wendland bevorzugen oder eigene Wege wählen, ein paar der Rundlingsdörfer sollten sie auf jeden Fall ansteuern.
Vielleicht besuchen Sie zuvor das Freilichtmuseum im Rundling Lübeln und informieren sich über diese besondere Siedlungsform und die frühere Lebensart in den runden Dörfern des Wendlandes. Dieses Wissen wird Ihren Blick schärfen, wenn Sie im Dorfrund stehen und die niederdeutschen Hallenhäuser betrachten, die Sprüche auf deren Holzbalken lesen und die Milchbank unter der alten Eiche entdecken.
Landwirte und Künstler bieten ihre Waren an
Die Rundlingsdörfer machen das Wendland einmalig, oft stehen mehrere Dörfer nah beieinander und die Straße die hineinführt, führt auch wieder hinaus. Zumindest äußerlich sehen viele Gehöfte noch wie vor hundert Jahren aus. Der Kulturerbe-Rundlingsverein engagiert sich dafür, das ein Teil der Rundlinge in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen wird.
Das Rundlingsmuseum Lübeln fungiert auch ein wenig als Dorfladen und verkauft Erzeugnisse der ansässigen Bauern. Unterwegs, auf Ihrer Radtour durch die Rundlingsdörfer, kommen Sie gewiss an dem einen oder anderen Hofladen vorbei, zum Beispiel im Milchschafhof Diahren, wo der leckere White-Wendish-Liquor entsteht. Außerdem wohnen und wirken in den Dörfern zahlreiche Künstler und Kunsthandwerker, die sich gern bei der Arbeit zuschauen lassen und Kunstwerke sowie Handwerksprodukte zum Kauf anbietet. Nehmen Sie also einen Fahrradkorb oder Rucksack mit, um die Einkäufe zu verstauen.
Einkehren in den Rundlingsdörfern
Satemin ist der Größte der gut erhaltenen Rundlinge, auf seinem Dorfplatz findet zu Pfingsten immer ein gut besuchter Kunsthandwerkermarkt statt. Gleich am Eingang zum Dorfrund lockt das Wendland-Café nicht nur mit Kaffee und Kuchen – das stattliche Fachwerkhaus birgt auch eine Töpferei und eine Holzwerkstatt. Ein paar Meter weiter bewirtet Sie der Markthof Satemin mit gutbürgerlicher, wendländischer Küche.
Von Donnerstag bis Sonntag hat das „Alte Haus“ in Jameln geöffnet, zu seinen Spezialitäten zählt ein Buffet mit hausgemachten Antipasti. Rustikaler geht es im Gasthaus Meuchefitz mit Donnerstagskneipe und Freitagskneipe zu und in der bayerischen Kleinen Kneipe in Bussau gibt es eine deftige Brotzeit und Benediktiner Weissbier.
Das Avoeßel in Lübeln empfiehlt sich während der Saison mit anspruchsvoller Speisekarte und bietet auch einfache Gerichte für radfahrende Gäste an. Gleich gegenüber erwartet Sie das Kartoffelrestaurant des Kartoffelhotels, in dessen Kartoffelküche, neben herrlich knusprigen Bratkartoffeln, auch ganz spezielle Kartoffelgerichte zubereitet werden. Nach dem Motto „Regionale Esskultur Lüneburger Heide“ kommen nicht nur die Kartoffeln aus der Region, sondern auch so viel wie möglich andere Zutaten.
Sie wählen eine dünn besiedelte Urlaubsregion, in der es meist recht ruhig zugeht. Jedoch, in der Zeit zwischen Himmelfahrt und Pfingsten ist das anders. Dann findet die Kulturelle Landpartie statt, die Kreativen des Wendlands öffnen ihre Häuser und Höfe für Besucher, stellen Kunstobjekte aus und laden zu Gesprächsrunden ein. Tausende Bewohner und Gäste des Wendlandes sind dann, meist in Gruppen, mit dem Fahrrad unterwegs und radeln von einer Station zu anderen. Buchen Sie rechtzeitig, denn die Betten in Hotels und Pensionen, selbst Schlafplätze im Heu, sind in dem betreffenden Zeitraum heiß begehrt.
Termin für die 28. Kulturelle Landpartie im Wendland: 25. Mai bis 5. Juni 2017
Reiseweg von Halle an der Saale ins Wendland
Eine Autofahrt von Halle ins Wendland dauert ohne Stau etwa 2,5 Stunden. Sie fahren die A 14 bis zu deren Ende und dann weiter auf der Bundesstraße. Mit der Bahn direkt bis ins Wendland zu fahren, ist etwas umständlich aber möglich. Da Sie dann Ihr Fahrrad dabei haben, fahren Sie mit dem Zug bis Salzwedel und radeln die wenigen Kilometer bis zur Landesgrenze von Sachsen-Anhalt. Zwischen Halle (Saale) Hauptbahnhof und Salzwedel in der Altmark verkehren täglich mehrere Züge, in denen Sie Ihr Fahrrad kostenlos mitnehmen können. Informieren Sie sich über das Sachsen-Anhalt-Ticket oder vergleichen Sie die Preise in einem Reiseportal wie Kurzurlaub DE, denn damit kommen Sie relativ preisgünstig ans Ziel.
Spätestens wenn Sie die gelben Kreuze, vor Häusern oder am Straßenrand sehen, sind Sie im Wendland angekommen. Die meist einfachen, zu einem gelben X zusammengefügten Holzlatten, sind ein Symbol der Anti-Atomkraft-Bewegung und werden Ihnen auch in den Rundlingsdörfern oft auffallen.