Buchmesse-Nachlese: Schmökern für Verstand und Seele
Wenngleich sehr verschneit ging vor kurzem die Leipziger Buchmesse zu Ende im Land der Dichter, Denker und des Kulturbürgertums. Deutschland hat seit jeher einen hohen Stellenrang, was die Leidenschaft fürs gedruckte Wort anbelangt. Unsere Gedanken zum Lesen.
Literatur und Lesen – Erholung und Entspannung?
Lesen bildet, macht schlau, unterhält, entspannt – aber wie lange noch? Während Pessimisten den Literaturkonsum durch neue Technologien und die steigende Smartphone-Besessenheit gefährdet sehen und auf sinkende Lesekompetenz von Grundschülern in mehreren Bundesländern verweisen, erleben Online-Bücherclubs nicht nur von Prominenten wie Oprah Winfrey und Reese Wisterspoon kräftig Zustrom.
Und selten wird so viel gelesen wie im Urlaub. Am Strand, auf dem Balkon, der Terrasse oder im Cafe, Bücher gehören ins alltägliche Bild, auch wenn zunehmend vom papierenen Exemplar aufs Ebook und den Kindle umgestiegen wird.
Bücher lesen hat einen guten Ruf
83 Prozent aller Deutschen haben im vergangenen Jahr laut einer Umfrage mindestens ein Buch gelesen und mehr als die Hälfte der Bürger wollen ihre Allgemeinbildung verbessern.
Tipps für Lesestoff, der Wissenhunger stillt, Neugier anregt, der Bildung dient oder Romantikern, Freigeistern und Weltverbesserern neue Ideen offeriert, kann man stets online finden.
Gerade Studenten, oder Leute, die ein neues Hobby ausprobieren und sich dazu schlau machen wollen, finden eine reiche Auswahl von Expertenmeinungen zu fast jedem Thema. Das reicht von Business- und Lifestyle-Ratgebern über Ernährungshelfer bis zu Strategien für angehende Glücksspieler. Der US-amerikanische Mathematikprofessor und heutige Hedgefonds-Manager Edward O. Thorp hat mit seinem Buch „Beat the Dealer“ so erfolgreich Strategien zum Blackjack-Spiel analysiert, dass die Casinos in Las Vegas als Konsequenz ihre Spielregeln änderten.
Ein weiterer Mathematiker, der Franzose Pierre Basieux hat sich hingegen mit „Roulette – Die Zähmung des Zufalls“ beschäftigt.
Nicht als Ratgeber, sondern eher als faszinierende Milieustudie und Warnung ist Fjodor Dostojewskis autobiografisch angehauchter Welterfolg „Der Spieler“ zu lesen. Der Titelheld beginnt als interessierter Beobachter und entwickelt sich Schritt für Schritt zum besessenen Spieler.
Auch wenn Sachbücher den konzentriertesten Anteil an neuem oder vertieftem Wissen bieten, so gut wie jede Lektüre beinhaltet mehr oder weniger verborgen einen Bildungszugewinn. Das kann ein erweitertes Vokabular sein, Einsichten in menschliche Motive, geschichtliche Zusammenhänge und mehr – und das alles, ohne dass sich der Leser dessen dauernd bewusst ist.
Vor allem aber eröffnen Bücher neue Welten und ermöglichen eine Flucht aus dem Alltag, selbst im Urlaub.
Woher Tipps zur Lektüre nehmen?
Mit den ganzen Neuerscheinungen mitzuhalten, ist selbst für Profis schwierig, und Empfehlungen sind gerade im Literaturbereich subjektiv. Was dem Krimi-Liebhaber a la Agatha Christie zusagt, mag dem Thrillerfan wie bei John Grisham und Dan Brown reichlich zahm erscheinen, und wer Jane Austen schätzt, wird an E.L. James kaum Freude haben.
Die meisten Feuilleton-Redaktionen stellen deshalb regelmäßig ihre Lieblinge unter den neuen Büchern zusammen, und speziell vor der Ferienzeit wird das Augenmerk auf strandtaugliche Schmöker gelegt. Der Express hat in seiner Redaktion herumgefragt und Tipps für diverse Genres bekommen, von Donna Tartts umfangreichem Wälzer „Der Distelfink“ über Judith Herrmanns Kurzgeschichtensammlung „Lettipark“ bis zu wissenschaftlichen Fragen in Randall Munroes „What If?“ und Krimis von Andrea Camilleri und Karin Slaughter. Hauptsache, es wird gelesen.
Peter Starck
Ich arbeite gelegentlich mit der Agentur Schrift-Architekt.de und werde hier später noch mehr schreiben.